Praemonstratenserinnentracht um 1200

Ungefähr zwischen 1160 und 1250 begannen sich unter den europäischen Orden feste Ordenstrachten herauszubilden, die für den gesamten Orden bindend waren. Wenngleich auch schon vorher viele Orden besondere Vorlieben für bestimmte Farben gezeigt hatten, so lag doch die Entscheidung über die Ordenstracht bei jedem Kloster selbst. Manche gingen dabei soweit, lediglich auf dunklen, gedämpften Farben für die Bekleidung ihrer Mitglieder zu bestehen, was zu den dunklen Rot-, Grün- und Blautönen führte, die wir bei den Schwestern vom Odilienberg in Herrad von Landsbergs “Hortus Delicarum” sehen können, und die zu ihrer Zeit sehr kostbar gewesen sein müssen. Nach 1250 aber die sahen die meisten Orden die Farben bindend vor, die sie auch heute noch tragen, und die wir als Ordensfarben erkennen.

Sorgfältige Recherche zeigt, daß der Praemonstratenserorden nach seiner Gründung im Jahre 1121 durch Norbert von Xanten zu der Zeit nicht nur in ganz Europa aktiv war, sondern auch durch starken Zulauf und großes Ansehen schnell wuchs. Auch die ersten Praemonstratenserinnen-Gemeinschaften wurden während dieser Zeit gegründet. Die Praemonstratenser waren ein sogenannter Reformorden, bei dem die Ordensregeln strikt befolgt wurden. Wir können daher annehmen, daß man sich auch an die der Überlieferung nach von Norbert selbst vorgegebenen Farben für das Ordenshabit seit der Gründung streng hielt, und daß die Farben deshalb dieselben waren wie noch heute. Eine Abbildung Norbert’s aus dem 12. Jahrhundert jedenfalls zeigt ihn in weißen Gewändern.

Die von Klerikern und Ordensmitgliedern getragenen Kleidungsstücke waren damals trotz möglicher Namensübereinstimmung nicht die gleichen wie heute, sondern waren mit Sicherheit anders geschnitten, so altmodisch uns auch heutige Ordenstrachten erscheinen mögen. Nach zeitgenössischen Abbildungen zu urteilen, folgten damalige Ordenstrachten im Zuschnitt der modischen Kleidung der Zeit, jedoch vor allem im Falle der Reformorden meist ohne modische Extreme oder kostbare Materialien.

Vornehme zeitgenössische Kleidung bestand meistens aus einem überbodenlangen Obergewand mit oftmals extrem weiten Ärmeln über einer Kotte oder cotta mit engen, auf dem Arm in Falten geschobenen Ärmeln. Darunter kann eine Art Unterkleid aus Leinen getragen worden sein, war aber zu der Zeit noch nicht allgemein üblich. Die ersten beiden Kleidungsstücke waren häufig farbig, wenn es sich die Trägerin leisten konnte.

Die rekonstruierte Praemonstratenserinnentracht besteht folglich aus einer Kotte aus feinem Wollköper unter einem Obergewand aus Wolltuch mit nur leicht sich aufweitenden Ärmeln. Beide Kleidungsstücke sind überlang, und widerspiegeln damit den sozialen Status der Trägerinnen sowie ihre Hinwendung zu Kontemplation und Gebet, nicht zur Arbeit; und beide Stücke zeigen die für die Praemonstratenser typische helle Farbe ungefärbter weißer Schafwolle. Das Gewand wir mit einem schlichten Tuchgürtel mit einem einfachen Knoten gebunden. Vervollständigt wird diese Rekonstruktion durch ein Ensemble von Schleiertüchern: Ein weißes Leinentuch, das um den Kopf gewunden wird, bis auf die Brust hinabreicht und nur das Gesicht frei läßt, ein weißer Leinenschleier, der darüber getragen wird, und ein schwarzer Wollschleier, der das ganze bedeckt. Die Schleiertücher werden mit kleinen Nadeln mit gewundenen Köpfen festgesteckt, und so am Abrutschen gehindert.

In kirchliche Fachtermini übersetzt heißen die Kleidungsstücke Tunika (die Kotte), Zingulum (der Gürtel), und Flocke (das Obergewand).
Ein Skapulier (der Überwurf) war zu der Zeit noch nicht Bestandteil des Ordenshabites.

Nadel aus Draht mit einem gewundenen Kopf, nach Funden ab 1100 üblich

Das komplette Ensemble, mit Kopftuch und doppeltem Schleier, der an den Seiten mit Nadeln festgesteckt ist, um ein Herunterrutschen zu verhindern

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Stand der Informationen: 21.2.2009