“Nana”, Edouard Manet, 1877, Ausschnitt

Beinahe jeder hat dieses Bild schon einmal gesehen: Edouart Manets “Nana” in ihrem hellblauen Satinkorsett, wie sie eben bei ihrer Toilette innehält und sich dem Betrachter zuwendet.
Fast liebevoll hat der Künstler die Spannung des Korsetts über ihrem runden Körper nachgezeichnet, und ganz unverkennbar ist das Spiel von Reflexion und Dunkelheit auf dem glänzenden Satin. Stolz steht sie da, für alle sichtbar, in einem farbigen (Skandal!) Korsett.

Was aber 1877 in der bürgerlichen Welt (Nana war die Pariser Geliebte des niederländischen Kronprinzen) noch für Furore sorgte, fand in den nächsten zehn Jahren immer weitere Verbreitung: Farbe in der Unterwäsche.
Korsetts waren nun nicht mehr zwangsweise weiß oder grau, sondern konnten rot, violett, schwarz oder eben auch hellblau sein, und waren dazu oft mit kontrastierenden Stickereien verziert, und manchmal sogar gemustert.

Die Form dieses neuangefertigten Korsetts enstammt der Zeit um 1895, und auf den modernen Betrachter wirkt es in dieser Farbe schon fast brav.

Es ist ein Halbbrustkorsett mit leicht geschwungener Vorderkante und erhöhter Rückenlinie. Am oberen Rand ist es mit breiter, antiker Spitze mit einem floralen Muster verziert, und die unteren Stabenden sind mit einem aufwendigen geometrischen Muster aus Seidenfäden bestickt.